Upgrading und anderes... - Nordseefauna2016

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Upgrading und anderes...

 

"Upgrading":
Mir ist der persönliche Bericht eines Fischers bekannt geworden, der vor einigen Jahren auf einem niederländischen Heringskutter als Decksmann angeheuert hatte. Dabei schilderte er mir, wie sie zunächst eine Ladung guter Heringe gefangen hatten, welche sie ordnungsgemäß in ihren Bunkern verstauten. Als sie dann aber kurze Zeit später noch bessere Heringe fingen, die zehn Prozent mehr Fett hatten, warfen sie auf Anordnung des Kapitäns die zuerst gefangene Charge wieder tot ins Meer, um für die bessere Charge Platz zu schaffen...
Im Fachjargon nennt man das dann "Upgrading"... Ich nenne das jedoch ein ökologisches Verbrechen.
Inzwischen sind die Behörden dazu übergegangen, solche Dinge zu ahnden. Doch das Problem liegt natürlich darin, dass rechtschaffene Seeleute, die solche Vorgänge melden, in der Regel ihren Job verlieren... Außerdem sind sie prozentual am Fang beteiligt, so dass sich das Verbrechen letztlich auch für sie auszahlt...
Eine wirklich verfahrene Situation, welche die, die es betrifft, gehörig für sich auszunutzen verstehen! Verbrechen lohnt sich eben offenbar doch!

"Nylon-Seetang":
Eine andere unschöne Sache kann man regelmäßig auf den vorgelagerten Inseln beobachten: Sammelt man dort angespülte Seetange, so bemerkt man, dass die Tangbüschel meistens von blauen oder orangefarbenen Nylonschnüren zusammengehalten werden, die sich dort hinein gedreht haben. Diese Knäuel sind tödliche Fallen für Seevögel und andere Tiere, die sich hoffnungslos darin verheddern können.
Ich fragte einen unserer norddeicher Fischer danach und erfuhr, dass vor allem die lieben Kollegen aus den Niederlanden orangefarbene oder blaue Taustücke unter dem Steert ihrer Fangnetze befestigen, um das Netz vor Beschädigung durch Aufsatz und/oder Schleifen auf dem Meeresgrund zu schützen. Die Netze bleiben in der Folge heil - die Umwelt leider nicht! Glücklicherweise verwenden nur sehr wenige deutsche Krabbenfischer diese Taue.
Besonders oft kann man dieses Phänomen am Borkumer Nordstrand auffinden - die Nähe zu den Niederlanden erklärt da wohl alles!

"Legaler Garnelenhandel":
Darüber hinaus besitzt eine holländische Firma das Monopol für den europaweiten Handel mit Garnelen aller Art. Egal ob "Nordseekrabben" oder Farmgarnelen aus umweltschädlichen Aquakulturen in Übersee - HEIPLOEG vertickt sie alle und diktiert die Preise. Manchmal drücken sie die Preise für Nordseegarnelen sogar so stark, dass der Fang für unsere Fischer völlig unrentabel ist. Müsste da nicht mal eine Kartellbehörde aus Brüssel einschreiten, um dem bunten Treiben Einhalt zu gebieten? Das wundert einen schon etwas....

Was kann man als Verbraucher gegen solche "legalen" Geschäftspraktiken tun?

1.) Niemals geschälte Krabben kaufen, denn wahrscheinlich sind diese nicht frisch und wurden in Marokko von armen ausgebeuteten Frauen gepult.
2.) Nur Garnelen aus biologischer Farmhaltung oder als Wildfang kaufen. Oder direkt vom Kutter.
3.) Die Krabben selber pulen! Mit etwas Übung geht das auch und man kriegt die Familie mal wieder an einen Tisch!
4.) Möglichst wenig Krabben verzehren, denn zu viel eiweißhaltige Nahrung ist gesundheitsschädlich und kann (wissenschaftlich nachgewiesen!) sogar das Wachstum von Tumoren fördern.  
5.) Den Erwerb von Garnelen meiden, die völlig sinnfrei um den halben Globus geflogen wurden (wie etwa die unten abgebildete Rotgarnele Pleoticus muelleri aus Argentinien).
6.) Deutsche Farmgarnelen kaufen (es gibt tatsächlich einen Züchter, der die Weiße Garnele Lithopenaeus vannamei in Deutschland züchtet).   

 
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